Auf ins Abenteuer

Im letzten Teil der dreiteiligen Serie erfahren wir, was Geza Scholtz bei seinen Expeditionen antreibt.



20. August 2019

«Ich bin ein Abenteurer», meint Geza. «Ich mache gerne Filme, ich mag die Fotografie, das Abenteuer, ich reise viel, aber es ist schwierig, dies jemandem auf der Strasse zu erklären. Es ist einfacher zu sagen, dass ich Zahnarzt bin, denn die Bezeichnung Abenteurer bedarf weitere Erklärungen, vor allem weil dann so viele Fragen folgen.» 
 
Es ergab sich irgendwie, dass Geza anfing, Vorträge zu halten. Nach einigen Kiteboard-Expeditionen fand er es interessant, an Wettbewerben teilzunehmen, bei denen Leute von ihren Abenteuern erzählen. Obwohl er keiner dieser Wettbewerbe gewann, freute er sich über die Einladungen zu diesen Festivals, da sich jeweils viele Interessenten um eine Teilnahme bewerben. Die Geschichten anderer Referenten inspirierten ihn zudem, verschiedene weitere Expeditionen mit seinem Bruder in Angriff zu nehmen.  
 
«Das Hauptthema meiner Referate ist immer das Abenteuer, aber ich erzähle auch gerne, was mich dazu antreibt. Die Leute fragen mich jeweils: ‹Warum tust du dir das bloss an?› Ich denke, es ist wie in einem Zelt zu sein, während es drei Tage lang ununterbrochen regnet und sich rundherum ein Sumpfgebiet bildet. Man möchte nicht einmal auf Toilette gehen, da man dann durchnässt würde, jedoch lässt auch das Zelt langsam Regentropfen durch. Man friert, ist hungrig und fragt sich, wieso man sich darauf eingelassen hat. Es gibt jedoch drei Gründe, weshalb ich mich gerne in solchen Situationen wiederfinde (und hoffentlich wird dies auch andere überzeugen):  
 
Setze deine Idee in die Tat um  
 
Die Dokumentation, die ich in Grönland verwirklicht habe, entstand beispielsweise aus einer Idee, welche mir beim zufälligen Lesen eines Magazinartikels während einer Busfahrt zuflog. Aus diesem schnellen Einfall wurde Wirklichkeit. Es bereitet Freude, den Prozess von der Idee bis zum Projekt zu erleben, sich dann auf die Expedition zu begeben und sogar einen Film darüber zu drehen. Es war ein grossartiges Gefühl, diesen Film einem Publikum von 2’000 Leuten in einem Openair Kino in Zürich zeigen zu dürfen, und ich hoffe, dass er auch andere zu neuen Ideen inspirierte. Der Weg von der Sekundenidee bis zur Finalisierung eines Projektes ist bereichernd und äusserst lehrreich zugleich. 
 
Der menschliche Geist ist stark 
 
Ich muss ehrlicherweise gestehen, dass 70% der Zeit während meinen Kiteboard-Expeditionen lausig war. Nie ist man sich sicher, ob die Expedition gelingen wird, die Sponsoren erwarten eine Topleistung, Kälte und Hunger setzen zu, der Stressfaktor ist hoch und generell möchte man alle Erwartungen erfüllen. Zum Glück haben unser Gehirn und Körper die Fähigkeit, die Erinnerung an diese Momente und Gefühle auszulöschen. Es ist wie wenn man während eines Skitages auf dem Skilift erbärmlich friert. Wenn man danach jedoch die Pistenabfahrt geniessen kann, sind die Strapazen schnell vergessen und der Tag bleibt als schönes Erlebnis in Erinnerung. Auf die verrückten und interessanten Dinge im Leben zurückzublicken und sich an die schönen Augenblicke zu erinnern, bereitet Freude. Ich schätze zudem sehr, dass ich diese Erfahrungen mit meinem Bruder, meiner Familie und meinen Freunden, ja sogar mit Aussenstehenden teilen darf. Anhand der Dokumentationen, können die Leute sehen, was ich erlebt habe, und werden dabei hoffentlich dazu motiviert und inspiriert, etwas über ihre Komfortzone hinaus zu wagen.  
 
Jeder wird als Abenteurer geboren  
 
Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch als Abenteurer geboren wird. Kürzlich beobachtete ich eine Mutter mit zwei Kindern beim Versuch, eines davon in den Kinderwagen zu packen, während das andere davonstolzierte, um die Umgebung zu erkunden. Die Menschen sind von Natur aus experimentierfreudig, wir gehen gerne auf Entdeckungsreise und wollen unsere Grenzen austesten. Dies spricht jedoch gegen die gesellschaftliche Norm, die darauf ausgerichtet ist, unkontrollierbare Faktoren zugunsten der Sicherheit zu minimieren. Ich finde jedoch, man sollte immer die eigenen Grenzen austesten. Wenn man zum Beispiel nicht weiss, wo man sich befindet, muss man auf andere Menschen zugehen, und dabei lernt man einen besseren Umgang mit ihnen sowie viel über sich selbst und über die eigenen Grenzen. Auf meinen Expeditionen übe ich Selbstreflexion und entdecke dabei immer wieder neue Seiten an mir. Ich müsste schliesslich keine Extremreisen unternehmen, sondern könnte zum Beispiel auch entspannte Ferien beim Surfen auf Hawaii geniessen. Bei den Expeditionen entstehen jedoch selbstverursachte Probleme, die es dann zu lösen gilt. Es gab Zeiten, da stand ich unter grossem Stress, konnte dadurch weder essen noch schlafen. Ich machte mir Sorgen um alle involvierten Personen und das investierte Geld, wollte niemanden enttäuschen. Mit der Zeit wurde mir bewusst, dass auch wenn es nicht wie geplant klappen sollte, mir niemand Arme oder Beine abschneiden oder mich von meiner Familie trennen würde. Es hätte dann einfach nicht geklappt und fertig. Ich finde es wichtig, seine Komfortzone zu verlassen, um die eigenen Grenzen auszutesten. Man lernt sich dabei selbst besser kennen. Deshalb empfehle ich den Leuten immer, aufzubrechen und sich auf ein Abenteuer einzulassen. 
 
Ich war ein kreativer Schüler während meiner Zeit am Institut Montana, involviert in verschiedene Aktivitäten. Ich führte die Jazz Bar, die Disco und das Kino, alles mit grossem Aufwand verbunden. Es gab stets Leute, die sich gegen etwas stellten, aber ich kämpfte immer für meine Anliegen. Ich sah Möglichkeiten und ergriff sie, eine Eigenschaft, die ich vielleicht an der Schule entwickelte, jedenfalls definitiv eine, die ich auch als Erwachsener für mich nutze. 
 
Unterm Strich, wenn du kitesurfen oder auf Entdeckungsreise gehen willst, ja auch wenn du nur malen möchtest, tue es einfach. Steh am Morgen auf, besorge dir Farbe und Leinwand und fange an. Wenn nichts daraus wird, kannst du es wenigstens von deiner Liste streichen. Aber wichtig ist: Entscheide dich beim Aufwachen, das zu tun, was du willst. Dabei bin ich mehrmals gescheitert und immer wieder aufgestanden. Obwohl mein Bruder und ich die Beringstrasse nicht erfolgreich überqueren konnten, war es eine unbezahlbare Erfahrung und ich habe nirgends mehr über Menschen, Projekte und mich selber gelernt. Was wird also dein nächstes Abenteuer sein?»
 
 

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